Nach der ersten erfolgreichen Umsetzung bei der Pechnase im Jahr 2016 und wegen des guten Feedbacks in der Bevölkerung wurden seither mehrere Projekte in Bruck an der Leitha umgesetzt.
Klimafit, bienenfreundlich, attraktiv, ganzjährig blühend und pflegeleicht - die Vorgaben für mehrere umgesetzte Bepflanzungskonzepte.
Umgesetzt so weit wie möglich mit einheimischen, pannonischen Pflanzen. Die ersten Anregungen dazu und eine erste Auswahl grundsätzlich geeigneter Arten kamen schon vor längerem von DI Jürgen Knickmann von der HBLFA Schönbrunn. Die Liste grundsätzlich geeigneter Arten wurde modifiziert, teilweise erweitert und die Verfügbarkeit geprüft. Durch die steigende Nachfrage nach heimischen Pflanzen erweitert sich glücklicherweise auch das Angebot ständig. Das Repertoire geeigneter Stauden wird seither in der Praxis beobachtet und je nach Projekterfordernissen spezifisch angepasst.
Kreisverkehr Alte Wiener Straße - Raiffeisengürtel
Beim prominent gelegenen, großen Kreisverkehr an der Schnittstelle zwischen Altstadt und Raiffeisengürtel war es wichtig, dass die Bepflanzung nur punktuell hochwüchsig ist und dem Blick auf die historische Stadtmauer einen attraktiven Vordergrund gibt, diesen aber nicht beeinträchtigt. Die Stadtgemeinde Bruck wollte als Entree zur historischen Stadt aber schon ein opulentes, üppiges, sehr buntes und auf jeden Fall ganzjährig blühendes Pflanzenensemble.
Schon im Jahr 2020, nur ein Jahr nach der Bepflanzung zeigt sich der Erfolg des Bepflanzungskonzepts, wie u.a. das Foto anlässlich der Auszeichnung mit dem Goldenen Igel und das Statement von Bürgermeister Weil beweisen: „Mit den naturnahen, bunt blühenden Grünflächen ist Bruck ein Vorreiter, besonders bezüglich Ressourcenschonung und Bienenfreundlichkeit. Das zeigen auch die Anfragen anderer Gemeinden.“
Hauptplatz – Grünflächen vor der Volksschule
Bei nachfolgenden Bepflanzungskonzepten für die Grünflächen vor der Volksschule am Hauptplatz, wurde abgestimmt auf die Baumpflanzungen* eine farblich in weiß/rosa/lila-Tönen akzentuierte Variante umgesetzt.
Fischamender Straße - Gymnasium
Im Bereich des Gymnasiums in der Fischamender Straße wurde ein auf die Farbgestaltung des Schulbaues abgestimmtes, ebenfalls niedrigwüchsiges grün-gelbes Bepflanzungskonzept umgesetzt.
Hauptplatz – Grünflächen, Baumscheiben
Bei Bepflanzungen weiterer Baumscheiben und Grünflächen am Hauptplatz durfte es wieder bunter, musste aber ebenfalls niedrigwüchsig sein.
* Der aus Persien stammende Seidenbaum (Albizzia julibrissin) ist ein attraktiv blühender und im pannonischen Raum robuster Baum, der sich in Bruck an der Leitha an ausgewählten Standorten seit ca. 20 Jahren als kleinkroniger Straßenbaum bewährt.
Standortvorbereitung und Substrat
Das System basiert auf der Nachahmung eines Trockenstandorts, wo die ausgewählten Trockenrasen- und Trockenwiesen-Stauden und Gräser gegenüber Unkräutern im Vorteil sind. Die Standortvorbereitung (Aushub, Reinigung, ...) und das richtige, humus- und nährstoffarme, gröbere Substrat sind wesentliche Faktoren zum Gelingen. Wenn das System funktioniert, lässt sich auch der Pflegeaufwand im Vergleich zu herkömmlichen Bepflanzungen, oder im Straßenraum selten gut funktionierenden „Rasenflächen“, deutlich reduzieren.
Anfangspflege und Erscheinungsbild
Trotzdem – am Beginn sind die anscheinend dürftig im „Schotter“ stehenden kleinen Pflänzchen gewöhnungsbedürftig. Die Bepflanzungsdichte ist geringer als bei konventionellen Beeten. Den (heimischen) Wildstauden wird Raum gegeben um sich zu entfalten und auszubreiten. Damit angeflogene Unkraut- und auch Gehölzsamen nicht so leicht keimen können empfiehlt sich eine Abdeckung mit einer Schicht aus Splitt (hier können farbliche Akzente gesetzt werden) - diese prägt in der Anwuchsphase auch die Erscheinung. Bis zum Anwachsen kann eine Bewässerung - selten, je nach Bedarf - erforderlich sein. Wichtig ist, besonders in den ersten Jahren, die Unkrautregulierung (ca. drei Durchgänge im Jahr reichen erfahrungsgemäß).
Bunte, bienenfreundliche Blütenpracht
Bereits im Verlauf der ersten Saison gewinnen die Bepflanzungen mit der bunten Blütenpracht und den zahlreichen Bienen, sowie anderen blütenbesuchenden Insekten an Sympathie. Das Konzept basiert auf wenigen gerüstbildenden Stauden um die, die zahlreichen Begleiter gruppiert werden. Die Staudenbeete blühen ganzjährig bis in den Winter, sind dabei allerdings auch deutlich bunter und vielleicht ein bisschen weniger „ordentlich“ als man es normalerweise gewöhnt ist. Die Buntheit oder gewünschte Farbakzente, sowie weitere Gestaltungsaspekte, usw. bestimmt dabei der Auftraggeber. Möglich ist vieles.
(Vor-)Frühlingsaspekt
Um die Zeit bis zur Blüte der heimischen Stauden zur überbrücken ist eine Ergänzung durch Zwiebelpflanzen unerlässlich. Bei den im Vorfrühling und zeitigen Frühjahr blühenden Geophyten ist aber das Repertoire heimischer Arten (zu) beschränkt. Daher verwende ich für den (Vor-)Frühlingsaspekt, neben verschiedenen heimischen Traubenhyazinthen und Milchsternarten, auch botanische Zwergtulpen und Krokusse aus dem Mittelmeerraum und Vorderasien.
Von Verkaufsinteressen unabhängige Beratung zahlt sich aus!
Guter Rat ist nicht teuer! Langwieriges Herumexperimentieren mit falschen Substraten und ungeeigneten Pflanzen hingegen schon.
Ganz abgesehen vom Frust, der sich mangelndem Erfolg einstellt – und nach einigen gescheiterten Versuchen kehrt man zu konventionellen Konzepten zurück. Dabei war nicht die Idee vom pflegeleichten, bunten Staudenbeet falsch, sondern die unsachgemäße Ausführung!
Vorsicht bei "Blumenwiesensaatgut"!
Neben den extensiven Staudenbeeten liegt auch die „Bunte Blumenwiese“ im Trend – fast jeder will zumindest ein paar Quadratmeter davon im Garten. Eine Blumenwiese mit Klatschmohn, Kamillen und Kornblume – wem gefällt das nicht? Ist aber eine Sammlung von (attraktiven) Ackerunkräutern und keine Wiese.
(Geplante?) Ackerunkrautmischung mit Klatschmohn und Kamillen, aber keine Blumenwiese in einer öffentlichen Grünfläche
Seit diverse Ökotrends – positiverweise – um sich greifen, tut das leider auch der Ökoschmäh – einer davon sind manche Saatgutmischungen, die Bunte Blumenwiesen versprechen, aber in Wirklichkeit hauptsächlich verschiedene, durchaus attraktiv anzusehende, einjährige Ackerunkräuter (Klatschmohn, Kornblume, Kornrade und die meisten Kamillen sind dies) enthalten und daher nur im ersten Jahr wirklich funktionieren.
Ackerrandstreifen mit Kamillen
Die meisten Ackerunkräuter sind einjährig und brauchen zum Keimen einen offenen (Acker-)boden. Wenn sie ein rotes Klatschmohnfeld wollen, müssen sie also jedes Jahr den Boden umackern oder z.B. durch Fräsen bearbeiten. Eigentlich wollten sie aber eine dauerhaft schöne, artenreiche und leicht zu pflegende Wiese.
Das Anlegen einer „richtigen“ Blumenwiese braucht etwas Zeit – im ersten Jahr haben sich meist noch nicht alle Pflanzenarten etabliert – funktioniert aber nachhaltig. Für Bunte Wiesen ist ein für den jeweiligen Standort angepasstes Saatgut und die entsprechende Vorbereitung und Pflege erforderlich. Mit dem entsprechenden Fachwissen gelingt's dann aber auch.
Auftraggeber: | Stadtgemeinde Bruck an der Leitha |
Projektzeitraum: | 2020 (in Arbeit): Fischamender Straße 2. Bauabschnitt Bezirksgericht 2020 (abgeschlossen): Hauptplatz - Dreifaltigkeitssäule (3 Flächen) Robert Ederer Straße (8 Flächen) Pflanztröge |
2019: Kreisverkehr Alte Wiener Straße - Raiffeisengürtel Fischamender Straße 1. Bauabschnitt - Gymnasium (5 Flächen) Hauptplatz (3 Flächen) |
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2018: Hauptplatz - Volksschulvorplatz (2 Flächen) | |
2016: Pechnase |